Vom Dank zum Teilen, von der Ernte zur Gerechtigkeit

Liebe Leserin, lieber Leser,

Erntedank steht an.
Heuer war die Erntezeit wieder etwas früher. Bedingt durch die kalten Tage in der Apfelblüte und die Trockenheit im Sommer ist die Ernte auch ganz unterschiedlich ausgefallen. Die einen freuen sich über den Weinjahrgang, die anderen finden kaum einen Apfel am Baum. Auf manchen fränkischen Acker ist der Mais wie im letzten Jahr verdorrt, in anderen Gegenden am Alpenrand wächst er sattgrün und meterhoch.

Auf dem Acker ist es wie im Leben. Die Gaben sind unterschiedlich verteilt, je nach Zeit und Ort. Auch die Voraussetzungen für eine gute Ernte, die Belastungen und Herausforderungen sind nicht überall gleich. Bei uns im Kleinen nicht und schon gar nicht im Großen der Weltgemeinschaft.

Durch eine globalisierte Wirtschaft, die an Gewinn und Wachstum orientiert ist, durch Digitalisierung und in Zukunft durch den Klimawandel werden die Unterschiede aber hebelartig verstärkt. Da wird dann eingeteilt in Gewinner und Verlierer. Gerechtigkeit bleibt auf der Strecke. Das Recht darauf, dass es für mein Leben reicht an Nahrung, an Wohnung, an Gesundheit, an Schutz, an Freiheit, an Bildung und Arbeit geht für viele verloren.

Nicht nur im Verhältnis von Industrienationen und Entwicklungsländern besteht eine Schieflage. Auch in unserem Land sind Finanzsysteme wichtiger als Sozialsysteme und der Wettbewerb kommt vor der Liebe zum Nächsten.

Das hat Folgen.
Der Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung von 2017 sieht 15,7 Prozent der Bevölkerung bei steigender Tendenz in Armut oder an der Armutsgrenze. Kinderreiche Familien und Alleinerziehende, kranke und alte Menschen, Niedriglöhner und Arbeitslose sind besonders betroffen. Die Armutsquote bei Kindern ist mit fast 20% für viele unerträglich.

Erntedank steht an.
Die Freude darüber, dass es Gaben zum Leben gibt, dass Gott seinen Segen auf mein Tun und Lassen legt und ich mein Auskommen habe.

In der Bibel machen Dank und Freude aber nicht blind für Gerechtigkeit, für Notwendiges, für den Nächsten. Bei allem Unterschied im Leben und auf dem Acker, der aus der Hand Gottes auch angenommen wird, führt doch der Dank immer wieder hin zum Teilen. Denn der Blick auf Gott bei all den Gaben fällt über seine Barmherzigkeit und Güte hin zum Nächsten und nicht wie im Spiegel der Eitelkeit auf mich selbst. Und so wie Gott mit mir das Leben teilt, darf und soll ich es mit den Schwestern und Brüdern der Menschheit, ja mit seiner ganzen Schöpfung teilen.

Der Monatsspruch für den Oktober aus dem apokryphen Buch Tobit* enthält hier einen konkreten Ratschlag, wie Gerechtigkeit zum Leben kommt. Er ist aus dem Vermächtnis eines sorgenden Vaters an seinen ins Leben gehenden Sohn.

„Hast du viel,
so gib reichlich von dem, was du besitzt;
hast du wenig,
dann zögere nicht,
auch mit dem Wenigen Gutes zu tun.“
Tobit 4,8 - Einheitsübersetzung

Ein guter Ratschlag. So komme ich vom Dank zum Teilen, von der Ernte zur Gerechtigkeit und damit zum Willen Gottes.
Ich kann damit bei ganz einfachen Dingen anfangen.
Das Zuviel bei den Kleidern etwa, das ich zur Ukrainehilfe gebe, die Spende von meinem guten Auskommen an Brot für die Welt oder an die Diakonie Katastrophenhilfe. Aber auch von meiner wenigen Zeit kann ich etwas geben für die Nachbarin, die ein Gespräch sucht, für den Kranken aus der Bekanntschaft, der sich über einen Besuch freut.
Ich kann mich einbringen in die politische Willensbildung in diesem Land, dass Einkommen und Vermögen gerechter geteilt werden, dass zum Beispiel Menschen, die sich um Kinder oder um Pflegebedürftige kümmern nicht so viel weniger verdienen als die, die sich um Maschinen, Geldanlagen oder Verträge sorgen.
Ich kann die 60 Cent für das Kilo Bananen mehr bezahlen, die in Aussicht stellen, dass sie ökologisch nachhaltig und fair produziert werden.
Ich kann die Bauern vor Ort durch regionalen Einkauf stützen und mir überlegen, ob das nächste Auto, der nächste Urlaub, das nächste Smartphone, das nächste Plastikspielzeug, die nächste Plastiktüte, so wie sie sind, sinnvoll in diese Welt und meine Zukunft passen.

Erntedank steht an.
Danken führt hin zu Gott und seiner ganzen Schöpfung.
Ich muss nicht um mich selbst kreisen sondern kann aufbrechen zu neuem Horizont.
Solcher Aufbruch tut gut.

Stefan Lipfert

* Apokryphen
nennt man die „Spätschriften des Alten Testaments“, die nicht in hebräischer, sondern in griechischer oder lateinischer Sprache überliefert wurden. Sie sind jüdischen Ursprungs und im Zeitraum vom 3. Jahrhundert v. Chr. bis zum 1. Jhd. n. Chr. entstanden. Luther gab die „Apokryphen“ als Anhang an das Alte Testament bei und formulierte in der Überschrift: „Bücher, so der heiligen Schrift nicht gleich gehalten, und doch nützlich und gut zu lesen“. Sie finden sich in den meisten Bibelausgaben zwischen dem Alten und Neuen Testament.

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Tageslosung vom
25.04.2024
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Jesus hob die Hände auf und segnete sie.

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Der Redaktionsschluss für den nächsten Kiliansboten ist am 13.05.2024.
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