Unser keiner lebt sich selber

Denn unser keiner lebt sich selber,
und keiner stirbt sich selber.
Leben wir, so leben wir dem Herrn;
sterben wir, so sterben wir dem Herrn.
Darum: wir leben oder sterben,
so sind wir des Herrn.
Römerbrief 14, 7.8

Liebe Leserin, lieber Leser,

diesen Satz aus der Beerdigungsliturgie für die Beisetzung am Friedhof war in den letzten Wochen oft zu hören.

Was Paulus im Brief an die Römer geschrieben hat, wird deshalb verlesen, weil es Menschen helfen kann, die durch den Verlust eines lieben Menschen aus der Freude am Leben gerissen wurden. Der Apostel half damals den Christen in der römischen Gemeinde, weil sie in Bedrängnis und Not ihre Lebenswelt und ihren Lebensentwurf nicht mehr in Übereinstimmung bringen konnten.
Paulus genügen nur wenige Wort und Hinweise. 

Zuerst: Unser keiner lebt sich selber. Der Zweck eines Lebens liegt nicht in diesem selbst. Das Erreichen oder das Scheitern an Zielen und Lebensentwürfen ist nicht der Maßstab für ein gelingendes Leben. Je verzweifelter ein Mensch an diesen selbst gesetzten Zielen festhält, desto mehr verstrickt er sich in das, was Paulus an anderer Stelle Sünde nennt, Trennung von Gott und dem Lebensfrieden.
Wer sich selbst zum Maßstab setzt wird scheitern, verkrümmt in sich selbst, wie es Luther einmal beschreibt. Im Brief an seinen väterlichen Freund Spalatin aus dem Jahr lesen wir:

„Wir sollen Menschen und nicht Gott sein. Das ist die Summa; es wird doch nicht anders.“ (WA Br 5, 415)

Der Mensch ist kein Selbstzweck. Ihn zu vergöttern hilft nicht. Es führt vielmehr in den Abgrund.
Menschen sind immer nur Teil, Fragment, Puzzelstück, unvollkommen. Allein Gott ist vollkommen, das Ganze. 

Deshalb wird ein Mensch, der sich in seinem Streben nach Vollkommenheit, Selbstbeherrschung, Selbstoptimierung und Allmacht an Gottes Stelle setzt, zum Nicht-Menschen, zum Un-Menschen. 

Dieser Selbstvergötterung und dieser Zielverfehlung setzt Paulus eine Bewegung der Menschlichkeit entgegen.
Human wird und bleibt, wer die eigene Unvollkommenheit annimmt, wer erkennt, dass er nicht das Maß aller Dinge ist, das er Teil einer Gemeinschaft ist, dass er in gesellschaftlichen und sozialen Beziehungen steht und mit Gottes Schöpfung verbunden und auf sie angewiesen ist.
Frömmigkeit heißt für Paulus im Angesicht Gottes Mensch sein, die Selbstvergötterung zu unterbrechen. 

Deshalb: Leben wir, so leben wir dem Herrn. 
Alle Wachstums- und Veränderungsprozesse des Lebens sieht Paulus in Gott wurzeln.
Gebären, Leben und Sterben findet sein Ziel in dem, der das Leben geschaffen hat und auch erhält, auch weit über unseren Horizont und über unsere Möglichkeiten hinaus. Der Glaube nun setzt auf diese Möglichkeiten Gottes, auf Gott, der in seiner Liebe allmächtig ist.
Wohl muss er seinen Alltag bewältigen, aber er muss es nicht mehr allein tun. Scheitern und Verlust können ihm das Ziel des Lebens nicht wegnehmen. Der glaubende Mensch ist geborgen in Gott - auch und gerade an den Grenzen des Lebens. 
Paulus folgert: „Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn“. 

Für den Apostel ist die Zugehörigkeit zum Auferstandenen Christus eine Gewissheit, die nicht erst am Ende, sondern mitten im Leben wichtig ist. Denn wer sich geborgen im Herrschaftsbereich Gottes weiß, findet Ruhe, Gelassenheit und Trost, findet Zufriedenheit und auch Zuversicht: Bei allem was ihm widerfährt, kann er nicht aus der Gnade Gottes fallen.

Der Herbst hat auch trübe Tage. Mit dem Zuspruch, dass wir „des Herrn sind“ und unter seinem Segen stehen, will Paulus helfen.

Ihr Stefan Lipfert, Pfarrer

Tageslosung

Tageslosung vom
08.05.2024
Der HERR hat mir ein neues Lied in meinen Mund gegeben, zu loben unsern Gott.
Erneuert euch in eurem Geist und Sinn.

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Der Redaktionsschluss für den nächsten Kiliansboten ist am 13.05.2024.
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