Liebe Leserin, lieber Leser,

was wünschen Sie sich zu Pfingsten? Und was schenken Sie ihrer Liebsten, ihrem Liebsten zu Pfingsten? Was bekommen Ihre Kinder?
Ach, stimmt ja also doch, was man so sagt: „Zu Pfingsten sind die Geschenke am geringsten!“
Im Vergleich zu Weihnachten und Ostern scheint Pfingsten unter dem Gesichtspunkt der Geschenke weit abgeschlagen.
Auch der Kommerz hat noch keine pfiffige Idee, wie man Pfingsten in Geschenken gewinnbringend vermarkten kann. Es bleiben also nur Urlaub, Kerwas und Sportevents. 

Die Bibel sieht das anders: 
Sie spricht vom Top-Geschenk zu Pfingsten, das wertvollste, was ein Mensch von Gott erhalten kann. Das Problem: es ist nicht zum Auspacken, Anfassen, Hinstellen und Abstauben. Man kann es nicht kaufen, herstellen oder besitzen. Es ergreift einen und man kann es lediglich mit anderen teilen. Paulus schreibt in seinen Briefen davon: Das wertvollste Geschenk für einen Menschen ist der Geist Gottes, der Verständnis, Liebe, Frieden, Gerechtigkeit, Heil und Wahrheit mit sich bringt.

Wir haben aber nicht den Geist dieser Welt empfangen, sondern den Geist, den Gott selbst uns schickt. Dadurch können wir erkennen, was Gott uns geschenkt hat … wir haben Gedanken, die von Christus kommen!
1. Kor 2, 12+16

Dass Menschen sich in rein weltlichen, sachlichen Angelegenheiten verstehen und ehrlich miteinander umgehen ist ja schon ein alltäglich mühsamer Prozess. All die Beratungen und Absprachen zeugen davon. Und jede Rechtsschutzversicherung geht vom Gegenteil aus.

Dass wir Menschen uns mit dem Herzen verstehen, eine Sprache sprechen, unsere Überzeugungen, unseren Glauben teilen können, uns annehmen, verzeihen, ertragen, ja lieben, das ist großes Geheimnis und Wunder. 

Dass sie mit ihrem Partner ihrer Partnerin Liebe teilen, dass sie ihre Kinder mit Aufmerksamkeit und Hingabe ins Leben begleiten, selbst über alles weltliche Unverständnis hinweg, das wirkt das Geheimnis der Liebe, das größte Geschenk zwischen Menschen.

Pfingsten heißt:
Wir sind mit dem Heiligen Geist beschenkt. Wir haben den Heiligen Geist als Lehrerin und Tröster in unserer Mitte.
Den Nächsten mit den Augen Christi sehen und mit dem Herzen verstehen. Seinen Mitmenschen sehen, wie er von Gott gegeben ist: mit Würde und mit Hunger nach einem Leben, das Frieden hat und der Liebe bedarf.  

Der Geist der Welt sagt: 
Du bist da, weil Vater und Mutter sich vereinigt haben. Alles, was du hast, verdankst du deiner Arbeit und den Fähigkeiten deines Verstandes.

Der Geist aus Gott sagt mir:
Gott hat mich gewollt, mir das Leben geschenkt und mich bei meinem Namen gerufen. Alles, was ich habe und alles, was mir gelingt, sind Früchte des Segens, den Gott in mein Leben gelegt hat. 

Der Geist der Welt sagt:
lebe so gut, wie du kannst; achte stets auf deinen Vorteil; denn mit dem Tod ist alles vorbei.

Der Geist aus Gott sagt:
lebe so gut, wie du kannst; nehme in Dankbarkeit deine Verantwortung vor Gott wahr und vergiss deinen Nächsten und die Schöpfung nicht. 

Der Geist der Welt sagt:
was wirklich zählt, sind Leistung und Stärke und Einfluss. Je mehr du davon hast, desto wertvoller bist du als Mensch. Desto mehr wirst du geachtet. 

Der Geist aus Gott sagt:
ein Mensch sieht, was vor Augen ist, aber Gott sieht das Herz an. Vor Gott zählt: Vertrauen und Liebe. Du bist ein wertvoller Mensch - unabhängig von deiner Leistung und deinem Einfluss. 

So gibt es an Pfingsten ein großes Geschenk: 
Durch den heiligen Geist gelingt Kommunikation unter uns und die Liebe Gottes wächst. Das ist der größte Reichtum unseres Lebens! Jede fröhliche und harmonische Familienfeier und jede gelungene Kirchweih erzählt davon, dass es von Gott mehr gibt, als diese Welt bieten kann. 

Ein segensreiches Pfingstfest wünscht Ihnen
Stefan Lipfert, Pfarrer