Pfingsten - ein Fest der Veränderung

Liebe Leserin, lieber Leser,

sieben Wochen vor dem Pfingstfest war Jesus in Jerusalem ans Kreuz gehängt worden. Seine Jünger waren davongelaufen in namenlosem Entsetzen. Sie hatten den Zusammen-Bruch ihrer Hoffnungen vor Augen und die Angst vor den Feinden Jesu im Herzen.

Gewiss - Jesus war auferstanden, ihnen dann neu begegnet.
Er hatte sie wieder gerufen, angenommen, ihnen ihre Flucht und ihr Verzagen nicht vorgehalten.
Er hatte sie sogar beauftragt: "Ihr werdet meine Zeugen sein."
Aber bis zu diesem Tag waren sie nur still zusammengekommen, waren in den Tempel gegangen um zu beten, waren wahrscheinlich froh, dass sie nicht auffielen.
Am Pfingsttag aber verändert sich ihr Leben. Plötzlich spüren sie eine treibende Kraft in sich, eine Liebe zum Leben und zu den Menschen, die Ihnen die Furcht nimmt. So stehen sie vor der Öffentlichkeit. Sie sind nicht mehr nur Zuschauer am religiösen Leben ihres Volkes. Sie tanzen aus der Reihe, werden zu Redenden, werden zu Menschen, die von Jesus Christus erzählen, von seinen Taten und Worten berichten.

Sie sagen: Wer Jesus als Herrn anruft, der hat Frieden mit Gott.
Petrus, der sich losgesagt hatte von Jesus aus Angst um die eigene Haut, der sich selbst verflucht hatte, um sein Leben zu retten, der sagt den gleichen Leuten, vor denen er sich verkrochen hatte: "Kehrt um zu dem, den ihr gekreuzigt habt - er ist euer Leben."

Petrus, der nie Theologie studiert hat, der sich in den Schriften kaum richtig auskannte, der Fischer vom See Genezareth wird zum Prediger, der Menschen zum Glauben an Jesus Christus ruft.

Was Petrus und die Jüngerinnen und Jünger an Pfingsten erfahren, ist, wie Jesus sein Wort wahr macht: „Der Geist wird euch geben, was ihr sagen sollt.“
Das ist Wirkung des Heiligen Geistes, der Wirkmacht der Liebe, der Kraft Gottes, bis heute: sie öffnet Menschen zur Kommunikation. Sie führt aus Einsamkeit und Isolation, Angst und Eingrenzung hin zum ganz anderen. Sie öffnet Verstand, Herz, Hände und den Mund, damit Menschen empfangen und weitergeben. Sie schafft Geistesgegenwart und setzt in Bewegung, so wie der Wind berührt und bewegt.

"Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben,
sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit."
2. Tim 1,7

Ich glaube, Pfingsten ist gerade in diesen Tagen für uns ein wichtiges Fest.
Die Corona-Pandemie hat uns ja nun wochenlang mit Furcht und Verzagen belegt. Lockdown, Shutdown, Eindämmung, Herunterfahren, Stillstand – das waren nicht nur Überschriften sondern eben auch Lebensgefühl. Die Angst vor dem Verlust war greifbarer als der Virus selbst. Das Osterfest stand zwar im Kalender, aber das Lebensgefühl der Auferstehung hatte es schwer im Blick auf die steigenden Coronazahlen.

Inzwischen sind wir in der Krise angekommen. Krisen können sich in Katastrophen wandeln, wenn sie nicht angenommen werden. Krisen können aber auch wichtige Phasen grundlegender Einsichten und Entscheidung sein. Krise und Kriterium (Unterscheidungsmerkmal) haben den gleichen Wortstamm.
Was es also braucht, sind Menschen, die sich öffnen für die neue Situation, die sie klug annehmen und die das Neue und Fremde verstehen und zwar nicht nur in seiner ökonomischen Herausforderung und in seiner medizinischen Wirkung auf Menschen.

Wenn der Wind der Veränderung weht,
bauen die einen Mauern
und die anderen Windmühlen.
Chinesisches Sprichwort

Pfingsten erzählt davon, dass Gott ein Verstehen durch seinen Geist bewirken kann, dass Brücken in die Zukunft baut.
Mit 2m Abstand und Mundschutz in der Kirche zu sitzen ist sicher nicht das, was wir uns unter der „neuen Normalität“ des Gottesdienstes vorstellen.
Aber viel schlimmer sind doch die Distanz und die Ignoranz, die wir oft im Alltag zueinander haben. Der Satz „du verstehst mich ja doch nicht!“, den Ehepaare oft einander aussprechen und das Schweigen zwischen Eltern und Jugendlichen kündet davon. Es war und ist auch nicht „normal“, wenn bei der Beerdigung des Vaters die Verwandtschaft zerstritten und mit grabentiefer Distanz am Friedhof steht, wenn wir von den Schwachen so weit weg sind, dass sie mitten in unserer Gesellschaft Gewalt und Übergriffigkeit erleiden, wenn wir von der ökonomischen Wirklichkeit unserer Bauern so weit weg sind, dass wir 4 Euro für ein Kilogramm Hackfleisch für angemessen halten, wenn wir das Notleiden der Schöpfung mit ein paar lieblos angelegten Blumenwiesen von uns schieben und dennoch nicht bereit sind, unseren Lebensstil nachhaltig zu ändern.

Wir brauchen den Geist, der uns Verstehen lehrt, der uns von den Verlustängsten befreit und der uns Phantasie und Mut für die Zukunft schenkt.
Pfingsten ist ein wichtiges Fest, denn es hat mit meinem Leben zu tun. Es erzählt von der Chance, dass mein Leben anders wird. Es erzählt davon, wie die Kraft der Auferstehung in den Alltag hinein wirkt durch Gottes lebendigen Atem, seinen Geist.

Mit Gottes Hilfe kann man aus den Steinen, die im Weg liegen, ein Brücke bauen.
Irisches Sprichwort

Es hat damit zu tu, dass ich Situationen annehme, Entscheidungen treffe und mit Phantasie und Mut an der Umsetzung arbeite.

Was verharrt, kommt in Bewegung und ich erfahre:
Die Liebe Gottes, die in Jesus Christus erschienen ist, gilt mir.
Ich bin ein angesehener Mensch bei Gott - angesehen mit den Augen der Liebe durch Jesus Christus.
Dazu darf und kann ich Ja sagen.  Diese Liebe kann ich mit Schwestern und Brüdern leben – heute, hier und jetzt.
Ich kann zuhören, in Liebe verstehen und ich kann gemeinsam mit ihnen die Zukunft auch in Zeiten von Corona gestalten.

Dazu will Gott uns helfen durch seinen Heiligen Geist, der uns in Christus verheißen ist.

Ein fröhliches Pfingsten wünscht Ihnen

Stefan Lipfert, Pfarrer

Tageslosung

Tageslosung vom
20.05.2024
PFINGSTMONTAG
So spricht der HERR: Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel meiner Füße! Was ist denn das für ein Haus, das ihr mir bauen könntet?
Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?

Redaktionsschluss Kiliansbote

Der Redaktionsschluss für den nächsten Kiliansboten ist am 15.07.2024.
Beiträge nimmt bis dahin Tanja Friedrich per E-Mail (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.) entgegen.

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